Im ersten Teil der VHB-Reihe haben wir Ihnen einen Einblick in die Service Logik von Grönroos gegeben und bereits erwähnt, dass wir die Möglichkeit hatten selbst auf der Tagung zu referieren. Das Symposium war dem Thema „Personennahe Dienstleistungen im Wandel – Ideen für die betriebswirtschaftliche Forschung und für die Praxis“ unterstellt. Zu Beginn bekamen die Teilnehmenden noch einmal einen Einblick in die aktuellen Forschungs- und Entwicklungsansätze für personennahe Dienstleistungen, dabei stellte Prof. Dr. Susanne Robra-Bissantz das Begleitprojekt und dessen Zielsetzung vor. Im Anschluss folgten Beiträge der beiden Verbundprojekte proDruck und LidA, sowie eine abschließende Diskussionsrunde moderiert von Prof. Dr. Christoph Lattemann.
proDruck wurde im Rahmen der Veranstaltung durch Prof. Dr. Rainer Koch von der Universität Paderborn vertreten. Koch entwickelt in dem Projekt die Schulungskonzepte, unterstützt den Aufbau der 3D-Werkstätten und fördert die Verbreitung von Wissensressourcen und der Ergebnisse über die Online-Plattform. Das Ziel des Projekts ist die Inklusion von Menschen mit Behinderungen durch die 3D-Technologie. Hierbei soll ein ganzheitliches Beschäftigungsmodell erarbeitet werden, welches die Entwicklung und den Druck von individuellen Alltagshilfen in den Vordergrund stellt und so eine Möglichkeit der „Hilfe zur Selbsthilfe“ bietet. Bei erfolgreicher Umsetzung wird der Transfer der Produktideen deutschlandweit über die Online-Plattform ermöglicht. Die erschaffenen Montagehilfen sollen dabei eine Vorbildunktion in der Industrie einnehmen und Menschen mit Beeinträchtigungen den Zugang zu verschiedenen Wirtschaftssektoren ebnen.
Das Projekt LidA , vertreten durch Felicitas Heering, beschäftigt sich mit arbeitsbezogener Kompetenzentwicklung. Unter Zuhilfenahme von Reifegradmodellen und einer Open-Source-Plattform soll die zielgerichtete Weiterbildung von Fachkräften ermöglicht und übertragbar gemacht werden. Der Beitrag thematisierte die unterschiedlichen Herausforderungen welche sich im Zusammenhang mit der Industrie 4.0 ergeben.
Neben den beiden Referenten nahmen
noch zwei weitere Projekte an der Diskussionsrunde teil. Athene 4.0
wurde durch
Dr. Anke Wiezorrek vom Fraunhofer Insitut für Materialfluss und Logistik
vertreten und MYOW
durch Dr. Dirk Werth, Leiter des AWS-Instituts für digitale
Produkte und Prozesse der Universität des Saarlandes.
Die teilnehmenden Projekte haben alle gemein, dass sie eine Plattform implementieren auf welcher verschiedene Akteure bzw. Partner zusammenarbeiten und sich austauschen können. In diesem Zusammenhang fiel auch der Begriff Co-Creation , dabei kollaborieren Kunde und Unternehmen und schaffen einen gemeinsamen Wert. Basierend auf diesen Informationen wollten wir von unseren Diskussionsteilnehmenden wissen, inwiefern die Implementierung einer Plattform essentiell für das Zusammenbringen der Partner und der gemeinsamen Werteschaffung ist.
Anke Wiezorrek von Athene 4.0 führte hier die Zusammenarbeit und Kommunikation im Handwerk an. Zu Erinnerung, das Projekt ist dabei eine Serviceplattform zur Vernetzung von Kunden und Handwerksbetrieben zu entwickeln und einen digitalen Coach einzurichten, der online Hilfestellungen für die Beschäftigten bietet. Wiezorrek spricht von komplizierten und langen Kommunikationswegen, die beispielweise in der Vergangenheit zu Terminverschiebungen und Änderungen im Projektplan geführt haben. Athene 4.0 soll dem entgegenwirken, indem es den Partnern über die Plattform ermöglicht „wirklich zusammenzuarbeiten“. Notwendige Informationen sollen problemlos miteinander ausgetauscht werden können um einen reibungslosen Planungsablauf zu garantieren. Wichtigen Dokumenten soll im Notfall bzw. falls sie gebraucht werden, der Zugriff gewährt werden. Ferner soll es eine Chat-Funktion geben, sodass man sich auf kurzen Funkwegen absprechen kann. Besonders bei Auftreten unerwarteter Zustände könnte sich diese Funktion positiv auf den Verlauf der Gesamtplanung auswirken, denn Probleme können in Echtzeit kommuniziert werden.
Von LidA wollten wir gerne wissen, was im Projekt der Kern der Plattform und der Kollaboration bzw. der Co-Creation ist. Dazu nahm Felicitas Heering erst einmal eine Unterscheidung der verschiedenen Plattform-Akteure vor. Plattform-Nutzer ist der Mitarbeiter und das Unternehmen selbst ein weiterer Plattform-Akteur. Die Co-Creation findet hier auf der Mitarbeiterebene über das Feedback zu den einzelnen Lerninhalten und Lernmodulen statt, aber auch über die Interaktion mit anderen Mitarbeitern z. B. in Form von Austausch in Richtung Wissensmanagement. Seitens des Unternehmens erfolgt die Co-Creation indem das Projekt auch dritten Unternehmen zur Verfügung gestellt wird, die sich dann auch auf der Plattform einbringen können.
Im Gesprächsverlauf hat sich herauskristallisiert, dass dem Datenschutz in diesem Zusammenhang eine große Bedeutung zukommt. Rainer Koch von proDruck ist der Auffassung, dass es Teile gibt die öffentlich sein müssen. Auf der anderen Seite gäbe es jedoch auch Dinge z. B. bezüglich der Alltagshilfen aus dem Projekt, die nicht in der Öffentlichkeit besprochen werden sollten. Natürlich könne ein Dialog mit entsprechendem Pflegepersonal als Unterstützung dienen, man könne gemeinsame Ideen und Lösungen entwickeln, aber eben nicht öffentlich. Koch sehe darin einen wesentlichen Teil des Personendatenschutzes und auch des Vertrauensschutzes. Dirk Werth von MYOW äußerte sich diesbezüglich ähnlich, denn ohne das Wissen über ein bestimmtes Produkt z. B. T-Shirt mit Bommeln (bezogen auf das Projekt) könne es nicht weiterentwickelt werden. So teilt er Kochs Auffassung, dass bestimmte Teile bis zu einem gewissen Grad öffentlich gemacht werden sollten bzw. müssen. Auch bei Athene 4.0 wird Datenschutz großgeschrieben, dort werden bestimmte Dokumente nur den zuständigen Nutzergruppen zugänglich gemacht.
Das Interesse an Themen rund um Datenschutz und Co ist an uns nicht vorbei gegangen! Ein Workshop hierzu findet am 19. September in Frankfurt am Main statt, mehr Infos in Kürze.