Vorhaben des Aufbaus einer 3D-Druck-Werkstatt in 2 Teilzielen:
Teilziel 1: Aufbau der Werkstatt
Eine Onlineplattform allein kann nur Grundlagen vermitteln und Erfahrungsaustausch ermöglichen. Für einen beruflichen Zugang muss zusätzlich ein Ort geschaffen werden, an welchem Menschen mit Behinderungen ausgebildet, beschäftigt und für den freien Arbeitsmarkt vorbereitet werden können. Darüber hinaus kann aufgrund körperlicher oder geistiger Einschränkungen nicht jedem der Sprung in Industrieunternehmen ermöglicht werden, sodass eine 3D-Druck Werkstatt mit auf die Bedürfnisse, individuell ausgelegtem Arbeitsumfeld benötigt wird. Diese wird nach dem Vorbild der proWerk-Werkstätten der vBS Bethel aufgebaut. Hierzu sind die Ausarbeitung eines Werkstattkonzepts sowie die Durchführung einer Standortplanung notwendig.
Teilziel 2: Schulung
Körperliche, geistige oder psychische Einschränkungen erschweren das autodidaktische Erlernen des Umgangs mit AD-Software und dem 3D-Druck. Dadurch ist die Teilhabe an der Technologie ohne arbeitswissenschaftlich fundierte Schulungen nicht umsetzbar. Hierzu werden Schulungskonzepte zur beruflichen Beschäftigung im Bereich 3D-Druck ausgearbeitet und in den vBS Bethel in der Beschäftigtenausbildung umgesetzt. Lerninhalte werden so ausgerichtet, dass die Rolle der Schüler und der Lehrer von Menschen mit und ohne Behinderung eingenommen werden können.
Vorhaben des Aufbaus einer Onlineplattform für den Vertrieb von Alltagshilfen inklusive Diskussionsforum in 3 Teilzielen:
Teilziel 1: Austausch
Fundament und Grundlage der Vorhabenziele ist die Möglichkeit zum Austausch von Anwendern, Experten, Patienten, Angehörigen und Mitgliedern der Makerbewegung unabhängig von Wohnort und sozialem Umfeld. Hierzu wird in der 3D-Druck-Onlineplattform ein Forum implementiert. Nutzer können in verschiedenen Rollen auftreten, Menschen mit Behinderungen erhalten Rat von Experten zu Bereichen wie 3D-Druck, Individualisierung von Alltags- und Montagehilfen oder Orthetik. Entwickeln sie selbständig Produkte oder partizipieren sie am Design- und Entwicklungsprozess der Hilfsmittel, so nehmen sie selbst die Rolle des beratenden Experten ein. Anfragen, welche über Alltags- und Montagehilfen hinaus in den Bereich der Orthetik fallen und somit die Umsetzbarkeit innerhalb des Projekts überschreiten, werden an Experten von assoziiert teilnehmenden Orthopädiehäusern geleitet.
Teilziel 2: Designunterstützung
Da das Projektvorhaben den selbstständigen Aufbau von Expertise im Bereich des3D-Drucks fördern soll, ist es wichtig, Nutzern unterschiedlichster Expertise einen Zugang zu ermöglichen. Für Nutzer ohne Erfahrung im 3D-Druck werden ausgewählte Alltagshilfen als konfigurierbare Lösungen auf der Plattform angeboten. Diese Produkte sowie der Rahmen der Konfigurierbarkeit werden zuvor von Fachleuten festgelegt. Ist bereits erste Erfahrung mit CAD-Design und 3D-Druckvorhanden, so sollen auf der Plattform auch eigens erstellte CAD-Designs hochgeladen werden können. Um die Druckbarkeit der hochgeladenen Modelle zu gewährleisten, assistieren softwarebasierte Analysefunktionen dem Nutzer mit direktem Feedback.
Teilziel 3: eCommerce Auftragsabwicklung
Auf der Onlineplattform agieren verschiedenste Personengruppen in unterschiedlichsten Rollen und Bereichen, laden individuell ausgearbeitete und unterschiedlich monetär zu bewertende Produkte hoch und leiten diese an 3D-Werkstätten zur Fertigung weiter. Hierzu ist die Ausarbeitung eines eCommerce Systems notwendig. Zur Handhabung der Vermischung der Rollen auf der Plattform wird ein Rechte- und Kompetenzsystem entwickelt, welches Nutzer ihren Fähigkeiten nach unterstützt (vereinfachte Sprache, Screenreader, etc.), sie für andere Nutzerihren Kompetenzen nach einordnet (Nutzer, Designer, Experte, etc.) und ihnen Rechte für die unterschiedlichen Bereiche der Plattform erteilt. Bauteile, welche vom Nutzer über die Plattform an 3D-Werkstätten zur Fertigung übermittelt werden, müssen in Kategorien eingeordnet und an die richtige Werkstatt weitergeleitet werden. Für CAD-Daten und gefertigte Bauteile muss ein Bezahlsystem vorbereitet werden, welches die Plattformfinanzierung im Anschluss an ein Projektende sicherstellt.
Erste Montage- und Alltagshilfen in einer Bethel-Werkstatt
Aus proWerk sind bislang eine Mitarbeiterin und die Werkstatt Grabe am Projekt beteiligt:
Ein Beschäftigter der Werkstatt Grabe hatte Interesse am 3D-Druck geäußert. Von dem Projekt „proDruck“ hatte die Mitarbeiterin zu diesem Zeitpunkt schon gehört und nahm Kontakt zum Ansprechpartner auf. Es folgte ein Treffen in der Werkstatt Grabe, an dem seitens proWerk zwei Mitarbeiter und Anne Kruse, Projektleitung der Uni Paderborn, teilnahmen. Gemeinsam wurden Ideen zu Montagehilfen gesammelt.
Später nahmen drei Mitarbeiter der Werkstatt Grabe an einem 3D-Druck Workshop teil, bei dem ebenfalls das Entwickeln weiterer Ideen für Alltags- und Montagehilfen im Fokus stand. Die Mitarbeiterin stellt die positiven Aspekte des Workshops heraus: „Hier lernt man die verschiedenen Akteure im Projekt kennen, sowohl intern aus Bethel/proWerk als auch extern bei den Verbundpartnern. So trifft man auf viele verschiedene Menschen und jeder hat seinen individuellen Blickwinkel auf das Thema.
“Ein weiterer Mitarbeiter der Werkstatt Grabe und ebenfalls Teilnehmer des Workshops, ist begeistert von den Möglichkeiten: „3D-Druck steht für Vielfältigkeit. Alltags- und Montagehilfen aus dem 3D-Drucker können für individuelle Bedürfnisse der Beschäftigten angefertigt werden."
So ging es im nächsten Schritt an die praktische Umsetzung:
Zunächst wurde in der Werkstatt Grabe eine Montagehilfe für den Zusammenbau der dreiteiligen BG-Federsysteme entwickelt und von der Uni Paderborn gedruckt. Dabei handelt es sich um eine Platte mit vorgegebenen Einlassungen. Hier werden die drei Komponenten ineinandergesteckt. Die Platte kann mit dem Arbeitstisch verschraubt werden, sodass ein Wegrutschen unterbunden wird. Zwei Mitarbeiter berichten von den Erfahrungen beim Einsatz der 3D-Helfer:„Die Federmontageplatte war zu Beginn ungewohnt für die Beschäftigten. Nachkurzer Eingewöhnungszeit wird hiermit gerne gearbeitet.“
Für den Kantinenbereich in Grabe wurden dort Essenschips entwickelt. Dabei handelt es sich um kleine gedruckte Plättchen aus Kunststoff. Diese sind in unterschiedlichen Farben und Nummern gedruckt worden. Sie bezeichnen die zur Auswahl stehenden Menüs, die im Vorfeld bestellt wurden. Zur Mittagszeit werden die Essenschips verteilt und dann in der Kantine abgegeben.
Eine Mitarbeiterin: „Die Essenschips aus dem 3D-Drucker sind positiv angekommen. Die Beschaffenheit der Chips bietet eine angenehme Haptik.“ An diesem Beispielstellt sie fest: „Kleinigkeiten machen das Leben leichter und der 3D-Druck bietet hier die Möglichkeit, solche kleinen Unterstützer zu produzieren.“