Blog Post

Formalisierung von Alltagsunterstüzung durch Technologie und User Experience

Pascal Mehrwald • 21. September 2020
Der Markt für haushaltsnahe Dienstleistungen, also Kinderbetreuung, Reinigung oder Gartenarbeiten ist durch eine geringe Formalisierung bzw. einen hohen Anteil an Schwarzarbeit gekennzeichnet. Gerade im Neben- und Minijobbereich existieren viele Anbieter, die auf Basis informeller Absprachen tätig sind. Dies bringt weitreichende Konsequenzen für Anbieter und Nachfrager mit sich, z.B. werden durch informelle Tätigkeiten keine Sozialansprüche erworben und es besteht keinerlei Absicherung bei Arbeitsunfällen. Bei der Konzeptionierung einer Onlineplattform zur Unterstützung von haushaltsnahen Dienstleistungen ist daher das ergänzende Nebenziel: Die Formalisierung der angebotenen Tätigkeiten und Eindämmung von Schwarzarbeit.

Die Abwicklung derartiger Beschäftigungsverhältnisse über eine Onlineplattform ermöglicht grundsätzlich die Verbesserung dieser Situation, da eine relativ große Zahl der erforderlichen Prozessschritte über die Plattform abgewickelt werden kann. So kann z.B. die Bezahlung über bei der Plattform hinterlegte Zahlungsinformationen steuerrechtlich abgewickelt werden; oder zumindest bei der korrekten Rechnungsstellung unterstütz werden. Hier kann man sich beispielsweise eine automatisierte PDF-Rechnung vorstellen, die bereits alle Angaben der Transaktionspartner enthält.

Eine zunehmende Zahl von online abgedeckten Prozessschritten geht jedoch auch mit einem steigenden Zwang zur Interaktion mit der Plattform einher. NutzerInnen müssten zusätzliche Schritte direkt über die Plattform tätigen und könnten weniger an der Plattform vorbei agieren.

Ein Problem ist, dass eine erfolgreiche Formalisierung von Beschäftigungsverhältnissen nicht „einfach so“ erreicht werden kann, indem NutzerInnen gezwungen werden. Die Nutzung einer Plattform kann generell nicht erzwungen werden. Genauso wenig erfolgreich ist auch die Gesetzeslage, dass Schwarzarbeit illegal ist oder kaum Versicherungsschutz besteht.

Die Nutzung der Plattform sollte daher so gestaltet sein, dass zusätzlichen Prozessschritte und bereitzustellende Informationen auf der Plattform als positives Nutzungserlebnis wahrgenommen werden.

Wir möchten Ihnen in diesem Beitrag zwei Überlegungen vorstellen, die man Berücksichtigen sollte, um das Problem der Informationsbereitstellung durch NutzerInnen anzugehen.

Diese Überlegungen führen zum relativ jungen Forschungsfeld der User Experience (UX), was grob mit „Nutzererfahrung“ übersetzt werden kann und sich unter anderem in zwei Bereiche gliedern lässt; pragmatische und hedonische Qualitäten.

Der erste dieser Bereiche sind sogenannte pragmatische Qualitäten, also Eigenschaften eines digitalen Produkts (App, Website etc.), die einen handfesten Mehrwert mitbringen, den ein Nutzer unmittelbar wahrnimmt.

Zum Beispiel ein Hotelportal, welches Geschäftsreisenden erlaubt, mit minimalem Aufwand ein gutes Hotel in der Nähe eines Kongresszentrums zu buchen. Jemand muss, vom Arbeitgeber aus angewiesen, an einem Kongress teilnehmen und sucht ein naheliegendes Hotel. NutzerInnen legen dann nur den Standort des Kongresszentrums fest und ein naheliegendes Hotel wird direkt gebucht.

Wie das Beispiel bereits andeutet, sind pragmatische Qualitäten besonders bei extrinsischer Motivation der Nutzerin relevant. Unter extrinsisch versteht sich hier, dass die Hotelbuchung alleine dem Zweck dient, an dem Kongress teilzunehmen und nicht, um einen besonderen Aufenthalt zu genießen.  Pragmatische Qualitäten von UX erlauben das Erreichen sogenannter „Do-Goals“ also konkreter Ziele wie „ich möchte ein Tagungshotel buchen, was in der Nähe des Kongresses ist“.

Ein weiteres Beispiel auf Alltagsunterstützung übertragen: Ich möchte jemanden beauftragen, der morgen meinen Haushalt erledigt, da ich gerne eine saubere Wohnung hätte bis mein Besuch kommt. Hierbei ist relevant, dass es erledigt wird, aber es ist nicht relevant, von wem genau. -> ein „Do-Goal“. 

Der zweite genannte Teilbereich sind sogenannte hedonische Qualitäten. Hierbei handelt es sich – vom Hedonismus abgeleitet – um Eigenschaften von Systemen, die einem Anwender eher weiche Vorteile bieten. Es handelt es sich um Dinge wie intuitive Bedienbarkeit, Spaß, soziale Zugehörigkeit, Individualität oder Gestaltungsmöglichkeiten.

Zurück zum Beispiel einer Hotelbuchung. Bei einer Hotelbuchung für private Reisen möchte ein Nutzer seine höchst individuellen Vorstellungen eines perfekten Urlaubs umsetzen, die meistens im Zusammenhang mit Konzepten wie Lifestyle, Schönheit, Träumen oder Emotionen stehen und daher primär intrinsisch motiviert sind. Hedonische Qualitäten von UX erlauben das Erreichen von „Be-Goals“, also bestimmte geistige Zustände wie Freude, Erfolg oder Erfüllung. Für die Hotelbuchung ist das beispielsweise das Gefühl der Mitbestimmung, ergo Details auszuwählen für Zimmerausstattung, Lage, oder Sportangebot.

Für die oben genannte Haushaltshilfe lässt sich das dann beispielsweise Übertragen mit dem Gefühl, die genaue Uhrzeit bestimmt zu haben oder bei der Personenauswahl mitgewirkt zu haben, weil man dann der Meinung ist, dass man sich selbst mehr darum gekümmert hat. Oder man möchte seinen Ordnungssinn befriedigt haben, indem man auch die Möglichkeit bekommt, steuerlich gesetzeskonform zu handeln.

Der Stand der Forschung legt nahe, dass für eine optimale User Experience eine Kombination aus pragmatischen und hedonischen Qualiäten vorliegen sollte, da Nutzer praktische Probleme gelöst haben möchten, aber auch über subjektive Aspekte involviert sein möchten. Der Nutzer muss allerdings immer einen Mehrwert erfahren oder fühlen bei der Interaktion mit dem digitalen Produkt.

Wie kann man das nun Prozessual berücksichtigen? Diese theoretischen Überlegungen wurden in zwei verschiedene Arten von Prozessdesigns überführt. Hierbei handelt es sich um imperative und deklarative Prozesse. 

Ein imperativer Prozess zeichnet sich dadurch aus, dass der Nutzer alle Schritte explizit ausführt und aktiv mitgestaltet. Die Einbindung des Nutzers in den Prozess ist also relativ hoch. Hierbei werden hedonische Qualitäten möglich. Beispielsweise kann ein Nutzer, wenn er möchte, jeden Kalendereintrag selbst vornehmen oder seinen Wecker jeden Tag neu stellen.

Bei deklarativen Prozessen handelt es sich um Prozesse, bei denen versucht wird, die aktive Involvierung der AnwenderIn insgesamt zu minimieren. Hierbei sind eher pragmatische Qualitäten möglich. Beispielsweise schlägt das iOS System von Apple den Nutzern vor, bestimmte Apps zu öffnen, weil es aus dem Nutzungsverhalten lernt. Oder noch einfacher, denken Sie an bestimmte Einstellungen, die gespeichert werden, automatisierte Formularausfüllung oder Kalendereinträge, die aus E-Mail Text automatisch erstellt werden können.

Folgende Matrix gibt ein paar Beispiele, wie Prozesse imperativ oder deklarativ sein können und gleichzeitig hedonische oder pragmatische Qualitäten haben. Übergänge sind teilweise fließend und sollen auch nur einen Denkanstoß geben. Wir haben uns hier orientiert an einem Nutzer, der als Anbieter auf einer peer-to-peer Plattform tätig ist und wie dieser Unterstützt werden könnte.
Hedonisch (positive Gefühle entstehen) Pragmatisch (einfach erledigen)
Imperatives Prozessdesign (Aktive Mitgestaltung des Nutzers) Nutzer müssen Formulare ausfüllen. Fast alle Angaben werden vorausgefüllt und ausgeführt
- Manuelle Eintragung von Adressen - nach kurzer Rückfrage, ob gewünscht.
- Manuelle Eintragung von Details zum Auftrag - GPS ermittelt Adresse und startet Navigation
- Arbeitszeit und Rechnungsdetails müssen selbst ausgefüllt werden - Standard-Auftragsdetails werden eingetragen, erlernt von ähnlichen Aufträgen anderer
- Rechnung wird nach Abschluss des Auftrags direkt erstellt und verschickt, inkl. aller Details.
Deklaratives Prozessdesign (möglichst wenig Nutzerinteraktion) Nutzer beantwortet nur Basisfragen Maximale Automatisierung
- Vorschläge zu meistgenutzten Optionen im Adressfeld - Suggestivfragen - Datenerkennung aus Kalender oder E-Mail
- Vorausgefüllte Rechnungen können nur final in einer Übersicht geprüft werden und angepasst werden - Automatischer Start der Navigation zum Auftrag nach einmaliger Bestätigung
- Optionale Rückkehr zu imperativen Anpassungen - Zeiterkennung startet bei Eintreffen
- Rechnung wird bei Beendigung direkt gestellt.
von BeDien 26. Mai 2023
Vier Jahre lang durften wir im wissenschaftlichen Begleitprojekt "BeDien" eine Förderlinie begleiten, die sich Innovationen zu nah am Menschen ausgerichteten, personennahen Dienstleistungen widmete. Großes Innovations-Potential für Dienstleistungen bieten nah am Menschen ausgerichtete, personennahe Dienstleistungen: Sie gelten als Beschäftigungsmotor par excellence und erfahren sowohl in der Wissenschaft als auch in der Wirtschaft einen enormen Bedeutungszuwachs. Eine eigene Förderlinie widmete sich deshalb von 2018 bis 2022 dem Auftrag, Erkenntnisse zu Innovationen für personennahe Dienstleistung zu schaffen. Mehr als 50 Organisationen aus Wissenschaft und Wirtschaft, aufgeteilt auf acht Verbundprojekte waren hieran deutschlandweit beteiligt. Vier Jahre lang durften wir diese Konsortien im wissenschaftlichen Begleitprojekt „BeDien" unterstützen. Gemeinsam als Förderlinie haben wir unter dem Titel "Personennahe Dienstleistungen der Zukunft." einen Abschlussband herausgebracht, der Beiträge aus Theorie und Praxis beinhaltet. Es zeigt sich, dass bei personennahen Dienstleistungen viel mehr als nur die betrieblichen Prozesse betrachtet werden muss: die Interessen von Klienten oder Patienten gehören hier genauso dazu wie die Perspektiven der Nutzer, der Arbeitenden und das Netzwerk aus beteiligten Partnern in einem Dienstleistungs-Ökosystem. Es geht um den Menschen! Dies alles ist auszubalancieren, wenn neue Angebote entwickelt, wenn die Qualität der Dienstleistungen und wenn das soziale Miteinander der Anbietenden und der Nutzenden optimiert werden sollen. Eines steht bereits im Vorfeld fest: Bei allem technologischen Wandel muss im Grundsatz der Mensch im Mittelpunkt der Entwicklungen stehen. Innovationen müssen personennah gestaltet werden. Weitere Fragen zur Gestaltung von innovativen Dienstleistungen sind aber an die Wissenschaft und an die Unternehmen zu stellen. Welche Rolle spielen Internettechnologien und digitale Kontrollpunkte? Wie entsteht durch neue Technologien eine höhere Dienstleistungsqualität? Wie können Erkenntnisse aus der Maker-Bewegung und Sharing Economy übertragen werden? Wie sehen bedarfsgerechte Co-Kreation und Partizipationsformen aus? Wie sind nachhaltige Geschäfts- und Betreibermodelle aufzusetzen? Welche Rolle spielt die Interaktionsarbeit bei personennahen Dienstleistungen? Diese Fragen wurden in neun vom BMBF geförderten Projekten aus den verschiedensten Berufs- und Lebensbereichen beantwortet. In unserem Buch werden Projekte zum Quartiersmanagement (Living Smart und KUSTOMA), zu Nachbarschaftsdienstleistungen (InselPro), zum individuellem Leben und Arbeiten (ARBAY, MYOW, proDruck, Athene 4.0) und zur Forschung (BeDien) und Bildung (LiddA) vorgestellt. Lattemann, C., Robra-Bissantz, S. (eds), 2023: Personennahe Dienstleistungen der Zukunft. Beiträge aus Theorie und Praxis. Edition HMD. Springer Vieweg, Wiesbaden. https://link.springer.com/book/10.1007/978-3-658-38813-3
von BeDien 26. Mai 2023
Die zunehmende Digitalisierung und mit ihr veränderte Lebensmuster, flexible Arbeitsmodelle sowie ein neues Verständnis von Zusammenleben prägen aktuelle gesellschaftliche und unternehmerische Entwicklungen. Es geht nicht mehr um den reinen Besitz von Gütern, sondern vielmehr um Werte und Nutzen. Kund:innen suchen personennahe Dienstleistungen, um ihre Lebenssituation zu verbessern – und Unternehmen oder Organisationen müssen darauf mit passenden Angeboten reagieren. Doch wie genau kann dies umgesetzt werden? Mit diesem Playbook. Es führt alle Anbieter:innen, sei es von digitalen Services, traditionellen Dienstleistungen oder Produkten, durch eine neu gedachte und ganz menschzentrierte digitale Transformation. Dabei stellt es etablierte Sichtweisen zum wirtschaftlichen Handeln auf den Kopf und begleitet Entscheider:innen und Interessierte mit einer Fülle an theoretischen Einsichten, anregenden Praxisbeispielen und vielen in der Forschung entwickelten Design-Methoden auf ihrem Weg zu neuen Ideen für digitale Märkte. Das Service for Good Playbook fasst die Ergebnisse des Projektes »BeDien« zusammen. Wir bedanken uns beim Projektträger Karlsruhe für die Unterstützung und Betreuung. Außerdem gilt unser Dank den Projekten aus der Förderlinie Personennahe Dienstleistungen für ihre Einzelbeiträge! Das kostenlose eBook finden Sie hier hinterlegt: PLAYBOOK als PDF
17. November 2021
Wow. Wir sind sprachlos. Was war das doch für eine gelungene Abschlussveranstaltung letzte Woche. Wir haben viel gelacht, gemeinsam präsentiert und in angenehmer Atmosphäre auf drei Jahre Projekterfolg zurück geblickt. Gemeinsam mit dem Deutschen Forum für Dienstleistungsforschung und der Förderlinie Internetbasierte Dienstleistungen haben wir mit der Förderlinie Personennaher Dienstleistungen im Josephs Nürnberg und im Zukunftsmuseum Impulse für die Stärkung der Dienstleistungskompetenz von übermorgen gesetzt.
von Anna Lux 29. Oktober 2021
Das BeDien-Projekt neigt sich dem Ende zu und damit rückt die Abschlussveranstaltung immer näher. Am 8. und 9. November 2021 ist es soweit. Dort blicken wir in die Zukunft Dienstleistungsforschung und setzen Impulse zur Stärkung der deutschen Dienstleistungskompetenz. Unter dem Namen „High-Tech meets High-Touch“ bietet der Service Kongress die Chance verschiedene Ströme der Dienstleistungsforschung zusammenzuführen und gemeinsam aufzuzeigen, wie Servicekompetenz zur Wertschöpfung der Zukunft beiträgt. Zentrale Frage hierbei wird sein, wie Nachhaltigkeit, Souveränität und Individualität durch Wertschöpfung mit Dienstleistungen gelingen können. Um dieser Frage auf den Grund zu gehen wird die Veranstaltung eine Kombination von Programmpunkten wie Podiumsdiskussionen, Workshop, Ausstellung und Kurvorträgen umfassen. Folgende Highlights erwarten Sie hierbei: Eine Rundum-Schau bereits greifbarer Prototypen wird durch ihre MacherInnen aus den einzelnen Projekten veranschaulicht.“ Es wird einen Kickoff der wissenschaftlichen Begleitung „Innovationen nachhaltig gestalten“ geben (Barbara Langes und Christoph Peters) inklusive entsprechender Arbeitsworkshops mit der Frage wie sich Innovationen nachhaltig in die Praxis bringen. Zusätzlich umfasst das Programm Challenge Chats rund um das Thema „Digitale Dienstleistungen und den Wandel von Arbeit“, sowie die Reden zweier Keynote Speaker Prof. Dr. Ina Schiefdecker und Daniel Krauss, die näher auf die Thematik eingehen. Prof. Dr. Ina Schieferdecker ist die deutsche Informatikerin und Leiterin der Abteilung „Forschung für technologische Souveränität und Innovationen“ im Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). Sie wird in ihrem Vortrag die „technische Souveränität und Innovation für die Dienstleitung in Deutschland thematisieren. Daniel Krauss ist der Gründer und Geschäftsführer von Meinfernbus Flixbus GmbH und ist als CIO für die Bereiche IT, Mobile, Software Development bei FlixMobility verantwortlich. Sein Vortrag wird sich auf die Realisation neuer Qualität von Wertschöpfung mit Dienstleistungen fokussieren. Abgerundet wird die Veranstaltung durch eine Verabschiedung und Schlussworte von Prof. Dr. Susanne Robra-Bissantz und Prof. Dr. Christoph Peters. Interaktiv, vernetzt und digital unterstützt in die Zukunft. Doch: Unter welchen Voraussetzungen kann dies personennnah gelingen? Am 8. Und 9. November 2021 schauen wir gemeinsam mit Ihnen in die Zukunft. Setzen Sie mit uns Impulse zur Stärkung der Dienstleistungskompetenz für eine Wertschöpfung von übermorgen. Wir freuen uns auf Sie. Hier geht es zur kostenfreien Anmeldung !
von Anna Lux 29. Oktober 2021
Was ist eine Personennahe Dienstleistung? Personennahe Dienstleistungen sind interaktive Dienstleistungen, bei denen der Erbringer und der Empfänger der Dienstleistung miteinander in Kommunikation treten und gemeinsam arbeiten müssen, damit die Dienstleistung zur Zufriedenheit aller Beteiligten erbracht wird. Sie sind vor allem in den Berufsfeldern Prävention, Mobilität, Bildung und Sicherheit sowie in der Beratung im Berufs- und Privatleben aber eigentlich überall zu finden . Wer unterstützt die Personennahe Dienstleistung und warum? Das Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützt die Entwicklung umfassender, personenzentrierter Dienstleistungssysteme in Zusammenarbeit mit Wissenschaft und Wirtschaft und stellt sicher, dass dabei folgende Aspekte berücksichtigt werden: • Entwicklung, Erprobung und Verfeinerung von Geschäftsmodellen für spezifische personennahe Dienstleistungen. • Entwicklung von Instrumenten und Verfahren, die notwendig sind, um geeignete Systeme für die Arbeits- und Prozessorganisation zu gestalten, die zugleich eine innovative Gestaltung der Kundenbeziehungen einrichten. • Prüfung und Bewertung von Finanzierungsmodellen. • Erprobung neuer Formen der Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Sektoren (in allen Bereichen) in innovativen Netzen. • Der Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologien für die Gestaltung und wirksame Umsetzung von personenzentrierten Dienstleistungen. Der Wandel der personennahen Dienstleistungen Beim Wandel der Digitalisierung wird der Wert, der dem Kunden angeboten wird, immer wichtiger. Produkte werden zu Produkt-Service-Systemen, ursprüngliche Hersteller werden zu Dienstleistungsunternehmen und Kunden werden zu Co-Creators. Die unterschiedlichen Kontexte der Beteiligung bestimmen, wie Prozesse, Beziehungen und Geschäftsmodelle in naher Zukunft funktionieren werden. Vor allem im Bereich der personennahen Dienstleistungen, die mit Menschen in Verbindung stehen, werden sich in Zukunft Werte herausbilden, die dem Kunden dank seiner Beteiligung als Co-Creators Vorrang und höheren Wert einräumen. Aktuelle Trends haben sich sowohl in der Wirtschaft als auch in der Forschung verändert: Im Projekt BeDien wurde für den Förderbereich „Personennahe Dienstleistungen" des Bundesministeriums für Bildung und Forschung eine Forschungsmatrix entwickelt, die die Bereiche der Dienstleistungsgestaltung ihrem Entwicklungspotenzial gegenüberstellt. Quellen Robra-Bissantz, S., Lattemann, C. Personennahe Dienstleistung der Zukunft. HMD 57, 635–638 (2020) . Dr. Dirk Werth, & Lisa Christl. Personennahe Dienstleistungen in der digitalen Transformation. IM+10. GEWI. Personennahe Dienstleistungen .
19. Oktober 2021
Mit dem Projekt Athene 4.0 konnten wir uns in Dortmund wieder „richtig“ zusammensetzen. Dabei hatten wir ein klares Ziel: Inspirationen für das Geschäftsmodell von Athene 4.0 nach dem Projektende zu finden. Insbesondere im digitalen Raum müssen Geschäftsmodelle jedoch als Service-Ökosysteme verstanden werden ( G wie Geschäftsmodell ), weshalb wir unser zugehöriges Workshopkonzept erneut anwenden konnten. Hierfür haben wir neues Workshopmaterial vorbereitet, welches an diesem Tag seine Prämiere hatte. Zu Beginn haben wir gemeinsam mit den Projektmitgliedern das aktuelle (geförderte) Service-Ökosystem des Projektes gelegt. Anschließend wurde das BMBF als geldgebender Akteur entfernt. Ohne diesen Akteur funktioniert eine nachhaltige Beziehung zwischen den restlichen Akteuren im Service-Ökosystem von Athene 4.0 nicht mehr. Mit dieser Ausgangssituation kommt die Methode der Werte-Kompetenzen-Matrix zum Einsatz und unterstützt das kollektive Brainstorming. Welche Akteure bieten welche Werte? Welche Werte brauchen die Akteure wiederum um nachhaltig ein Teil des Service-Ökosystem zu bleiben? Welche Akteure können vielleicht noch eingebunden werden? Diese Fragen sind Beispiele für Anregungen zur Gestaltung von personennahen Dienstleistungen und Service-Ökosystemen, welche sich auf den von uns entwickelten Inspirationskarten finden.
von Anna Lux 20. September 2021
In unserem heutigen Beitrag beleuchten wir den Begriff „ Open Innovation “. Open Innovation ist ein Wirtschaftskonzept, welches dem Prinzip nachgeht, dass Unternehmen Ideen und Informationen von allen möglichen Quellen nutzen können. Open Innovation hat sich zu einem neuen Paradigma für die Organisation von Innovation entwickelt. Erstmals tauchte die Idee im Jahr 2003 auf. Der US-amerikanische Wirtschaftswissenschaftler Henry Chesbrough beschreibt in seinem Buch „Open Innovation: The New Imperative for Creating and Profiting from Technology“ wie Unternehmen den Fokus von so genannten „ geschlossenen Innovations-prozessen “ auf eine eher offene Art der Innovation verlagern. Open Innovation geht davon aus, dass Unternehmen sowohl externe als auch interne Ideen und sowohl interne als auch externe Wege zum Markt nutzen können und sollten, um ihre Innovationen voranzutreiben. Bei offenen Innovationsprozessen werden interne und externe Ideen zu Plattformen und Systemen zusammengeführt. Das Konzept gliedert sich in zwei zentrale Arten von offener Innovation. Diese werden als „ Outside-in “ und „ Inside-out “, sowie als Inbound bzw. Outbound bezeichnet. Der Outside-in-Teil der offenen Innovation beinhaltet die Öffnung der Innovationsprozesse eines Unternehmens für diverse Arten von externen Inputs und Beiträgen . Diesem Aspekt der offenen Innovation wurde sowohl in der Forschung als auch in der Praxis die größte Aufmerksamkeit zuteil. Inside-out erfordert, dass Unternehmen ungenutzte und nicht ausreichend genutzte Ideen nach außen geben , damit andere sie in ihren Unternehmen und Geschäftsmodellen nutzen können. Im Gegensatz zum Outside-in- Zweig ist dieser Teil des Modells sowohl in der Forschung als auch in der Praxis weniger erforscht und daher weniger gut verstanden. Bisher wurde Open Innovation als eine Reihe von Kooperationen zwischen zwei Organisationen verstanden und umgesetzt, um den internen Innovationsprozess zu öffnen. Heute sehen wir jedoch verstärkt Fälle, in denen das Konzept genutzt wird, um eine beträchtliche Anzahl von Akteuren in verschiedenen Rollen in den Innovationsprozess einzubinden. Als Reaktion auf Kundenbedürfnisse und sich stetig verändernde Marktbedingungen wird die Gestaltung und Verwaltung von Innovationsgemeinschaften für die Zukunft der offenen Innovation immer wichtiger werden. Im Zeitalter der Modernisierung und Digitalisierung werden nur die Unternehmen zu den ersten gehören , die aktiv auf ein breites Wissen zugreifen und damit bessere, schnellere und kostengünstigere Lösungen als andere anbieten können. Quelle [1] https://www.tandfonline.com/doi/pdf/10.5437/08956308X5504085?casa_token=g5oiAJQ80 iQAAAAA:M5Sar5VgHsCS- VCNxTN8_gTNopspX4huRJrUjdgM5mVjsJVs2dXWDXFp5WU3tOLkpvvRl2DCnjOY-Q [2] https://journals.sagepub.com/doi/pdf/10.1177/0008125617745086 [3] Chesbrough, H. W. (2003). Open innovation: The new imperative for creating and profiting from technology. Harvard Business Press.
von Anna Lux 6. September 2021
Profiloptimierung, Contenterstellung und erfolgreich Netzwerken mit LinkedIn, das sind drei Themen die wir am 25. Juni in einem 4h Workshop mit Kathrin Wischnath erarbeiten durften.
von Anna Lux 30. August 2021
Am 22.06. haben wir gemeinsam mit den Beteiligten des Projektes LivingSmart einen digitalen Workshop durchgeführt. Der initiale Wunsch seitens LivingSmart war es, anhand der von BeDien entwickelten Service Canvas , Inspiration für die Gestaltung und Entwicklung eines Geschäfts- bzw. Betreibermodells zu finden. Um das Geschäftsmodell bzw. den Nutzen einzelner Akteure innerhalb einer Konfiguration vieler und miteinander verbundener Akteure zu verstehen, muss eine übergeordnete (Makro-)Perspektive eingenommen werden (siehe Blogbeitrag G wie Geschäftsmodell) . Aus diesem Grund wurde im Workshop - nach einem kurzen Impulsvortrag hierzu - zunächst das derzeitige Service-Ökosystem des Projektes auf ein digitales Whiteboard gelegt.
von Anna Lux 30. August 2021
Es ist Zeit für den nächsten Buchstaben in unserer Glossar-Reihe und diesmal geht es um den Begriff „ Nutzerorientierte Gestaltung “ was auch unter den Begriff User Centered Design verstanden werden kann [1]. Diese Art der Gestaltung stellt die Sichtweise der künftigen Benutzer*innen eines Services, z. B. einer Website, von Anfang an in den Mittelpunkt des Entwicklungsprozesses. Diese Perspektive wird über die gesamte Projektdauer beibehalten. Bei allen Projekten aus dem User Centered Design steht steht immer der Mensch und gute Usability im Mittelpunkt aller Betrachtungen [2]. Daher bietet der Designprozess nicht nur eine Analyse der Nutzer*innen, sondern auch eine kontinuierliche Bewertung und Weiterentwicklung der Ergebnisse. Beim Vorgang wird sich an einem nutzerzentrierten Designprozess orientiert. Das bedeutet, dass das mögliche Nutzungsumfeld, die Anforderungen einzelner Nutzer*innen und Nutzergruppen analysiert werden und darauf aufbauend das Konzept erstellt wird . Nachhaltigkeit und Transparenz spielen eine wichtige Rolle bevor es zur eigentlichen Umsetzung kommt. Das Design sollte ansprechend sein und die Werte und CI des Unternehmens in die Produktionsumgebung bringen. Zunächst erfolgt die Analyse der Nutzenden [3]. Es werden alle verfügbaren Informationen über zukünftige Nutzer*innen gesammelt und Nutzerprofile erstellt. Um die Anliegen und Bedürfnisse zu verstehen, wird mit den Nutzenden gesprochen und es wird vor allem zugehört. Es werden Nutzerinterviews geführt oder Beobachtungen bei der Durchführung von Aufgaben. Es folgt der Prozess der Konzeption. Basierend auf dem Wissen der Analyse werden die Anforderungen an die Service Gestaltung definiert . Durch interaktive Prototypen können während der Konzeptphase Schwachstellen in bestehenden Konzepten und Layouts überprüft und weiter optimiert werden, um sicherzustellen, dass alle Nutzeranforderungen bestmöglich erfüllt werden. Nutzungsanforderungen werden gewissermaßen in Form gebracht. Zudem werden Bedienabläufe und Navigationsstrukturen überprüft. Die Ergebnisse des Designs und die Anwenderfreundlichkeit können mithilfe von Dummies getestet werden. Der nächste Schritt ist die Gestaltung des Services. Dabei liegt das größte Augenmerk darauf, dass der Service den Kund*innen gefallen muss . Des Weiteren hilft das Designkonzept bestimmte Marketingziele und die Platzierung des Unternehmens zu bestimmen und festzulegen. Neben einer hohen Qualität ist es zusätzlich wichtig mit unterschiedlichen Designwirkungen zu arbeiten. Zum Beispiel kann ein Service eher jung- dynamisch, robust-zuverlässig oder seriös-edel gestaltet werden. Daraus entstehen dann im Endeffekt ganz andere Designwirkungen. Der letzte Schritt ist dann die Produktion des Services. Hier gibt es unterschiedliche Möglichkeiten der Umsetzung mit verschiedensten Technologien. Quelle [1] https://kulturbanause.de/faq/user-centered-design/
 [2] https://caderadesign.de/de/leistungen/usercentereddesign 
[3] http://www.atelier21.de/leistungen/konzeption-prototyping/usability-user-centered-design/
Weitere Beiträge
Share by: